Teilprojekt A4
Nukleare Systeme
Leiter:
Prof. Dr. Herbert Müther(herbert.muether@uni-tuebingen.de)
(Tel.: 07071/29-6787)
Zusammenfassung zum Teilprojekt
Ziel dieses Teilprojektes ist die Entwicklung von numerischen Methoden
zur Lösung von Vielteilchenproblemen der Quantenmechanik sowie
zur Simulation von Stössen und Reaktionen schwerer Ionen bei
hohen Energien. Diese Simulation soll auf einer parameterfreien
mikroskopischen Vielteilchentheorie für die wechselwirkenden
Nukleonen basieren. Aus Abweichungen zwischen dieser mikroskopischen
Theorie und den experimentellen Beobachtungen an den bestehenden bzw.
im Bau befindlichen Beschleunigern in Darmstadt (GSI), Genf (CERN) und
Brookhaven (RHIC) kann man Informationen über die Eigenschaften eines
möglicherweise erzeugten Quark-Gluon-Plasmas oder anderer exotischer
Materieformen erhalten. Die berechnete Zustandsgleichung nuklearer
Materie bei hohen Dichten und Temperaturen ist aber auch ein
wichtiger Bestandteil der Beschreibung astrophysikalischer
Phänomene wie den Eigenschaften von Neutronensternen oder
Supernovae vom Typ II.
Aktuelle Arbeiten
Fur eine Beschreibung der nuklearen Vielteilchensysteme, die auf
realistischen Nukleon-Nukleon Wechselwirkungen basiert, wurden
Methoden zur Behandlung der Korrelationen zwischen den
wechselwirkenden Teilchen entwickelt. Diese Methoden basieren auf der
Technik der Greenschen Funktionen. Zur Berechnung dieser Greenschen
Funktionen müssen Intgeralgleichungen (die Dyson Gleichungen)
gelöst werden, bei denen der Kernel von der Lösung abhängt
(Selbstkonsistenz). Dieses Problem wird umformuliert in ein
Eigenwertproblem. Dadurch lässt sich das Selbstkonsistenzproblem
reduzieren auf die Betrachtung von "charakteristischen" Eigenvektoren,
die z.B. mit der Lanczos Methode gewonnen werden können.
In einem ersten Schritt wurde das Verfahren angewandt auf die
Berechnung der Einteilchen-Greensfunktion. Die kurzreichweitigen
Korrelationen, die durch realistische Nukleon-Nukleon Wechselwirkungen
induziert werden, führen zu hohen Impulskomponenten in der
Einteilchendichte. Diese werden jedoch erst in Nukleon knock out
Reaktionen sichtbar, die zu Restkernen mit hohen Anregungsenergien
führen [1]
. Dieses theoretische Ergebnis
wurde in (e,e')N Experimenten bestätigt.
Während die Effekte kurzreichweitiger Korrelationen bereits sehr
gut in einem Modell unendlich ausgedehnter Kernmaterie bestimmt werden
können [2]
, können langreichweitige
Korrelationen zuverlässig nur für die wirklichen Atomkerne
mit endlicher Nukleonenzahl bestimmt werden. Es zeigt sich, dass
langreichweitige Korrelationen die Impulsverteilung bei niedrigen
Anregungs-Energien beeinflussen, wenn die Schalenstruktur der
Einteilchenenergien nicht sehr ausgeprägt ist
[3]
. Dies ist nur bei schweren Atomkernen
der Fall.
In einem nächsten Schritt wird nun versucht die entsprechenden
Methoden auf die Berechnung der Zweiteilchen Greensfunktion
auszudehnen. Ein Vergleich mit den experimentellen Ergebnissen von
(e,e')2N Reaktionen sollte die Bedeutung von nuklearen Korrelationen
noch deutlicher herausstellen. Gleichzeitig erwartet man aber auch
Hinweise auf die Bedeutung subnuklearer Freiheitsgrade (Anregungsmoden
der Nukleonen, Mesonenaustauschkorrekturen).
Publikationen
-
"Long-Range Correlations and the Momentum Distribution in Nuclei"
von Karim Amir-Azimi-Nili(karim.amir-azimi-nili@uni-tuebingen.de)
Herbert Müther(herbert.muether@uni-tuebingen.de)
, L.D.Skouras und A.Polls,
preprint
-
"Momentum Distribution in Nuclear Matter and Finite Nuclei"
von Herbert Müther(herbert.muether@uni-tuebingen.de)
, G.Knehr und A.Polls,
Phys. Rev. C 52 (1995) 2955
-
"Momentum and Energy Distribution of Nucleons in Finite Nucleidue to Short-Range Correlations"
von Herbert Müther(herbert.muether@uni-tuebingen.de)
, A.Polls und W.H.Dickhoff,
Phys. Rev. C 51 (1995) 3040
Karim Amir-Azimi-Nili
E-Mail: karim.amir-azimi-nili@uni-tuebingen.de(karim.amir-azimi-nili@uni-tuebingen.de)
- Stand: 09. März 1996